Die Berger SPD hat am 27.11. alle Akteure in Sachen „Pflege in Berg“ in das evangelische Gemeindezentrum eingeladen. Auch bei den Berger Bürger/innen stieß die Veranstaltung auf großes Interesse. Denn „die Menschen werden immer älter und somit auch immer mehr auf Pflege im Alter angewiesen“, so die Gemeinde- und Kreisrätin Sissi Fuchsenberger, die auch Mitglied im Sozialausschuss des Kreistages ist und den Abend moderierte.
„Ambulant vor Stationär“, so steht es im Sozialgesetzbuch und so wollen die meisten Menschen alt werden, in ihren eigenen vier Wänden, solange es geht. Die Angehörigen, die in den meisten Fällen diese Hilfe leisten, brauchen aber Unterstützung, i.d.R. von einem ambulanten Pflegedienst, der auch mehrmals am Tag vorbeischaut, wenn es nötig werden sollte.
In Berg werden die Menschen, die Hilfe brauchen, vom Kranken- und Altenpflegeverein (kav, Vorsitzender ist der evangelische Pfarrer Johannes Habdank) und von privaten Pflegediensten unterstützt. Der kav ist mit 16 Mitarbeiterinnen im Einsatz, wie die Pflegedienstleitung Frau Harms betonte. Wartezeiten für neue Pflegebedürftige gäbe es derzeit nicht. Man muss auch nicht Mitglied sein, um in den Genuss der Pflegeleistungen zu kommen, wie das Vorstandsmitglied Rupert Steigenberger ausdrücklich betonte, der gemeinsam mit Frau Harms die Fragen des Publikums beantwortete.
Für die Gemeinde von großer Bedeutung ist zudem das Wohnzentrum Etztal, in dem etwa 50 ältere Menschen in eigenen Wohnungen leben. Dort unterhält der kav sein Büro und Frau Fink, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, koordiniert alle weiteren niederschwelligen Aktivitäten. Es gibt z.B. den Erzählkreis im “Cafe Vergissmeinnicht“, Filmabende oder den Demenz-Helferkreis, dessen Mitarbeiterinnen ehrenamtlich bedürftige Senioren im ganzen Gemeindegebiet stundenweise betreuen und damit ebenfalls die Angehörigen entlasten.
Demnächst wird von einem privaten Pflegedienst eine Tagespflege in Percha mit 35 Plätzen eröffnet. Die Betreiberin, Frau Dorn, stellte die Einrichtung vor. Damit wird eine Lücke am Ostufer geschlossen, denn eine Tagespflege gab es in dem weitläufigen Gemeindegebiet bisher nicht, die betroffenen Menschen wurden in Starnberg oder in Geretsried untergebracht.
Armin Heil von der Tagespflege Tutzing führte gekonnt durch die von Betroffenen oft als kompliziert erlebte Gesetzgebung. Der Vorsitzende im Sozialausschuss des Kreistages und stellvertretende Landrat, Tim Weidner, erläuterte die Situation im Landkreis, unterstützt von Petra Fontana, die das seniorenpolitische Gesamtkonzept im Landkreis betreut und privat die Veranstaltung besuchte.
So ließen sich die Zuhörer/innen den Unterschied zwischen
Altenheimen (gibt es seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 nicht mehr)
und Pflegeheimen erklären (man braucht einen Pflegegrad, um dort versorgt
werden zu können). Frau Offtermatt, die im Ilse-Kubaschewski-Haus in Starnberg
kostenfrei Bauberatung zum seniorengerechten Umbau anbietet, konnte individuell wertvolle Tipps zur Umgestaltung
der Wohnung und zur finanziellen Förderung geben.
Alternative, etwa genossenschaftlich organisierte Wohnformen im Alter gibt es
in Berg bislang nicht. Der Bedarf für derartige Angebote wurde gesehen, doch
braucht es dafür entsprechende Initiativen interessierter Bürger. Privat
organisierte Angebote stoßen nach Meinung der Fachleute oft auf bürokratische
Hürden und Probleme mit der Finanzierung. Auch eine Art Tagesmutter-Modell, wo
alte und oft demente Menschen in einem Privathaus betreut werden können, gibt es im Landkreis
noch nicht.
Im Gemeindegebiet arbeiten auch viele meist osteuropäische Pflegekräfte, die aber von den Angehörigen selbst über entsprechende Agenturen organisiert werden müssen. Dabei gäbe es gute, aber auch immer wieder schlechte Erfahrungen. Bei Bedarf werden auch die ambulanten Kräfte vom kav dazu geholt und können dadurch in gewissem Rahmen Einblick in die Situation nehmen.
Ebenso angesprochen wurde eine Senioren-App, wie sie es vergleichbar im Inklusionsbereich schon gibt, um den Angehörigen den Pfad zur passgerechten Pflege zu erleichtern.
Fazit für Berg: die alten Menschen werden hier durch den kav und private Anbieter gut versorgt und können so in ihrer eigenen Wohnung bleiben. Tagespflegeplätze in Percha werden demnächst auch sicher von Berger Bürger/innen genutzt werden.
Zwei Problembereiche allerdings wurden in diesem Zusammenhang deutlich:
Es fehlt im Landkreis ein Angebot für die Kurzzeitpflege. Dort können Pflegebedürftige stationär (also auch über die Nacht) einige Wochen versorgt werden, wenn die Angehörigen über einen längeren Zeitraum ausfallen sollten.
Größtes Problem aber für ambulante wie stationäre Angebote ist der Mangel an geeigneten Arbeitskräften. Dies betrifft den gesamten Pflegebereich und ist Grund für den oft angesprochenen „Pflegenotstand“. In relativ reichen Regionen wie dem Landkreis Starnberg ist der Bedarf an Pflegeleistungen hoch, weil hier viele ältere Menschen leben. Aber die benötigten Pflegekräfte verdienen zu wenig, um sich das Wohnen hier leisten zu können. Die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums ist auch vor diesem Hintergrund eine vorrangige Aufgabe der Kommunen.
Angesichts der bekannten demografischen Zahlen wird die Verbesserung der Pflegesituation in den Gemeinden eine dauerhafte kommunale Aufgabe bleiben.
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