Carmen ist nicht nur eine begabte Jungpolitikerin, sie ist auch in der Poetry – Szene gut vernetzt und macht überwiegend Poems mit politischem und sozialkritischen Inhalten. Ein Ausschnitt: https://deref-web.de/mail/client/uxUy-7tIYwQ/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fyoutu.be%2FZaYJry5oLV0
Zum Interview:
SPD Berg: Die Pandemie hat unser aller Leben verändert, die Drehzahl hat sich verringert, wir sind mehr zu Hause, wir denken vielleicht wieder mehr über Grundsätzliches nach.
Was geht dir denn als Bundestagskandidatin so durch den Kopf?
Carmen Wegge: Mir kommt es oft so vor, als hätte die Pandemie ein Brennglas auf unsere Gesellschaft gelegt. Es ist in den letzten Monaten klar erkennbar geworden, wo wir Probleme und Ungerechtigkeiten haben. Der unterfinanzierte Gesundheitssektor mit seinen schlechten Arbeitsbedingungen, die ungleiche Verteilung von Vermögen oder die systemische Ungleichbehandlung von Frauen sind nur zwei von vielen Dingen, die wir gerade deutlicher als je zuvor beobachten können. Als Bundestagskandidatin erhoffe ich mir, dass unsere Wählerinnen und Wähler erkennen, dass wir nicht schon seit heute die Antworten auf diese Probleme haben und erkennen, dass sie mit anderen Parteien diese Missstände nicht beheben können.
SPD Berg: Du wirst bald zum ersten Mal Mutter. Wie stellst du dir das Leben deines Kinder in 25 Jahren vor?
Carmen Wegge: Wenn ich an meine Tochter in 25 Jahren denke, dann hoffe ich, dass sie ein unbeschwertes Leben führt. Das bedeutet für mich frei von Sorgen über Altersarmut, frei von Angst über den beginnenden Klimawandel und dass sie in der Lage ist, selbstbestimmt und ohne gläserne Decken über ihr Leben entscheiden zu können. Positiv ausgedrückt bedeutet dass, dass sie frei von kapitalistischen Zwängen den Beruf ausüben kann, der ihr auch Spaß macht, wir das 1,5 Grad Ziel eingehalten gaben und zu einer nachhaltigen Lebensweise gefunden haben und sie in einer Welt lebt, in der Gleichstellung und Toleranz wieder eine Selbstverständlichkeit sind.
SPD Berg:
Die SPD macht seit über 150 Jahren Sozialpolitik, auch indem sie versucht, Marktmechanismen zu regulieren. An welchen Stellschrauben sollten wir in den kommenden Jahren unbedingt drehen, oder müssen wir angesichts der ökologischen und sozialen Verwerfungen unsere Art des Wirtschaftens grundsätzlich hinterfragen?
Carmen Wegge: Es würde uns gut tun, unsere Art des Wirtschaftens grundsätzlich zu hinterfragen. Die SPD hat das in ihrer über 150 jährigen Geschichte bereits häufig getan und für sich auch eine Antwort gefunden: den demokratischen Sozialismus. Der Begriff schreckt erst mal viele ab, aber wenn man sich mit ihm beschäftigt, dann sollte er das nicht mehr tun. Der demokratische Sozialismus ist der Gegenentwurf zum Kapitalismus. Hier profitieren nicht einige wenige, sondern Gewinne bzw. Erträge werden gemeinschaftlich geteilt und das System beruht nicht auf der Ausbeutung der Arbeitenden. Mir ist bewusst, dass man nicht mit dem Finger schnipsen kann und dann leben wir in einem gerechteren Gesellschaftssystem. Was wir aber machen können, ist das bereits bestehende weiter zu verändern. Zum Beispiel durch eine Vermögens – und Erbschaftssteuer, durch die Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin und die Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge.
SPD Berg: Was muss ein Sozialstaat im 21. Jahrhundert in einer globalisierten Welt unbedingt leisten können? Carmen Wegge: Zuallererst muss ein Sozialstaat dafür sorgen, dass die in ihm lebenden Bürgerinnen nicht als Bittstellerinnen zu ihm kommen, sondern dass es eine Selbstverständlichkeit ist, nicht in unverschuldete Armut zu geraten. Er muss dafür sorgen, dass Menschen, die aufgrund des technologischen Fortschritts ihre Arbeitsplätze verlieren, weitergebildet werden, um neue Arbeitsplätze zu finden und er muss dafür sorgen, dass wir alle menschenwürdig leben können – auch im Alter. Als Mittel sehe ich hier vor allem eine Mindestrente, ein Recht auf Arbeit in Form einer Jobgarantie und die barrierefreiere Gewährung von Sozialleistungen.
SPD Berg: Wenn du Bundestagsabgeordnete wirst – was würdest du als erstes ändern wollen?
Carmen Wegge: Das ist eine sehr schwere Frage, denn ich möchte ganz schön viel verändern. Als allererstes würde ich aber wohl eine Reform der Sicherheitsbehörden anstreben, damit endlich das blinde rechte Auge verschwindet. Die AFD und andere sind für mich momentan die größte Gefahr für unsere Demokratie und stehen unseren Visionen von einer guten Zukunft allumfassend im Weg.
SPD Berg: Es gibt Gewinner und Verlierer der Pandemie, das wird sich gerade in der Vorweihnachtszeit nochmal deutlich zeigen. Kann es eine Gerechtigkeit geben?
Carmen Wegge: “Eine Gerechtigkeit” kann es nie geben, das habe ich schon während meinem Jurastudium gemerkt. Allerdings kann man die Welt gerechter machen. Und das funktioniert über Umverteilung und Chancengleichheit.
SPD Berg: Danke Carmen für das Gespräch und dir alles Gute für die kommenden Wochen und natürlich für 2021!
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